¡Apareció la traducción al castellano!
Wie schön ist deine Stimme. Berichte der Enlhet in Paraguay zu ihrer Geschichte. Herausgegeben von Hannes Kalisch und Ernesto Unruh (2014).
Die Ausgabe für Paraguay (erschienen im Centro de Artes Visuales/Museo del Barro, Asunción. ISBN 978-99953-869-8-6) ist in den Buchhandlungen von Filadelfia, Loma Plata und Neu-Halbstadt erhältlich. In Asunción bei: Lynette Funk, Mario Prieto 1344 cerca Lombardo; Tel.: (021) 290 960.
Die Ausgabe für Deutschland (epubli, Berlin. ISBN 978-3-95645-352-6) ist im deutschen Buchhandel und online erhältlich.
Besprechungen
Inhalt
Die Enlhet sind ein indianisches Volk im paraguayischen Chaco. Ab 1927 wanderten deutschsprachige Mennoniten in ihr Land ein, in dem sie bis zu jenem Zeitpunkt für sich gelebt hatten. “Wie schön ist deine Stimme” ist eine Sammlung von Berichten alter Enlhet, die zu einer Zeit geboren wurden, als noch keine oder nur wenige Weiße im Land der Enlhet lebten. Die Erzähler in diesem Band bezeugen anhand konkreter und oft literarisch anspruchsvoller Darstellungen das Zusammentreffen mit den mennonitischen Einwanderern aus der Sicht der Angetroffenen und beschreiben die Umwälzungen, in deren Verlauf ihr Volk auf kleinräumige comunidades zurückgedrängt wurde, während die Siedler die uneingeschränkte ökonomische (und politische) Macht erwarben und sich bis heute in einem Expansionsprozess befinden.
Der Band “Wie schön ist deine Stimme” verleiht den Enlhet zum ersten Mal überhaupt eine differenzierte Stimme nach außen und kann somit zum Gespräch zwischen beiden Gruppen beitragen. Zudem gilt: Obwohl die Erzähler in “Wie schön ist deine Stimme” über eine konkrete Erfahrung von Kolonisierung und Missionierung im Chaco Paraguays berichten, sind viele ihrer Beobachtungen auf jede Art von Entwicklungshilfe übertragbar, die – zwischen Menschenfreundlichkeit, Sendungsbewusstsein und handfesten Interessen – das Gegenüber und seine Art nicht als selbst zukunftsfähig betrachtet. Das heißt, die Berichte über das Zusammentreffen zwischen den mennonitischen Einwanderern und den einheimischen Enlhet machen das europäische Auftreten gegenüber indigenen Völkern paradigmatisch deutlich. Im Blick auf den Weltfrieden in der globalen Welt von heute ist das Gespräch zwischen vormals unabhängigen Gesellschaften und neuen Handlungsträgern wichtiger denn je. “Wie schön ist deine Stimme” bietet die Chance, sich mit wichtigen Gesichtspunkten zu einem solchen Gespräch vertraut machen.
“Wie schön ist deine Stimme” hat drei inhaltliche Ebenen, die sich in seiner formalen Struktur widerspiegeln.
Die zentrale Ebene wird von 102 Berichten alter Enlhet gebildet, die in vier Teilen angeordnet sind.
Die Berichte des ersten Teils geben einen Einblick in die Welt der Enlhet, als diese sie eigenständig gestalteten, weil sie selbst für sie verantwortlich waren. Man sieht, wie die Enlhet ihre Welt erlebten und beurteilten.
Im zweiten Teil wird von der Ankunft europäischer Einwanderer (ab 1927) berichtet, vom Chacokrieg zwischen Paraguay und Bolivien (1932-1935) und von Pockenepidemien, die die Enlhet dezimierten. Er zeigt, wie es für die Enlhet schnell schwer wurde, auf die herkömmliche, eigene Weise zu leben, und wie sie auf diese Situation reagierten.
Der dritte Teil beschreibt, wie das Aufeinandertreffen von Bewohnern und Einwanderern im Enlhet-Land gestaltet wurde und wie sich das Leben der Enlhet dabei veränderte. Dabei nimmt die Missionsarbeit der Ankömmlinge unter den Enlhet im Umfeld der Missionsstation Ya’alve-Saanga einen bedeutenden Raum ein.
Die Berichte im vierten und letzten Teil schließlich beurteilen das Zusammenleben der verschiedenen Völker im Chaco kritisch.
Die zweite Ebene besteht aus Anmerkungen des Übersetzers am Ende der einzelnen Berichte. Diese Anmerkungen, die graphisch von den Berichten abgesetzt sind, liefern zum Beispiel Kontextwissen, weisen auf Verknüpfungen zwischen einzelnen Berichten hin oder benennen Zusammenhänge zwischen den dargestellten Sachverhalten und der Weise, in der sie dargestellt sind. In einem Nachtrag wird das Bild kritisch zusammengefasst, das sich die deutschsprachigen Siedler von den Enlhet gemacht haben und von dem her sie das Zusammenleben mit diesen gestalten.
In der dritten Ebene wird anhand der bestehenden schriftlichen Quellenlage ausführlich die Sicht dargelegt, die die deutschsprachigen Siedler im Chaco von den Enlhet haben, und in Beziehung zu den Enlhet-Berichten gesetzt. Damit eine solche Diskussion nicht der ungetrübten Wahrnehmung der Enlhet-Berichte im Weg steht, ist die dritte Ebene vollständig in einen Endnotenteil verlegt.
Inhaltsverzeichnis
Danksagung des Übersetzers 1
Reisevorbereitung 5
Erster Teil: Als die Enlhet noch selbst ihr Leben gestalteten 13
Die schöne Stimme 17
Mutter brachte es mir bei 19
Ich hatte viele Wohnorte 27
Wir lebten nicht an einem einzigen Ort 29
Wie schön war Vaters Heimat 33
Brunnen graben 35
Im Brunnenloch 37
Unsere Wohngegend 41
Zeichen auf der Erde 47
Das Feld 49
Der geheimnistuerische Pflanzer 53
Wir waren uns wohlgesonnen 57
Unser Besitz 61
Der Reichtum der Enlhet 66
Arznei 70
Kentem’ 72
Nun kam die Zeit einer anderen Speise 75
Der graue Himmel 83
Als uns die Wolken einschlossen 84
Nieselregen 87
Als ich geboren wurde 91
Nimm ihn! 92
Töte sie! 95
Es ist doch schade um meinen Sohn! 97
Kinderspiele 99
Unbeschwertheit 102
Wie man Kinder ermahnte 107
Streit 111
Der Vater des Worts 113
Der Bote 116
Das Fest 119
Die Spinnenmänner 124
Das Fest der jungen Männer 127
Hateelay 131
Payhe’ 136
Wasser 138
Gürteltier im Wasserloch 143
Ya’alve-Saanga 145
Zweiter Teil: Der große Umbruch 147
Der seltsame Besucher 151
Als die Nivaclé kamen 153
Pinasco 155
Der Beginn des Kriegs 161
Sie erschossen die Frau 165
Die Paraguayer kommen! 168
Flucht 173
Als wir dem Krieg zuschauten 178
Das Flugzeug 181
Fliehende Paraguayer 183
Von Paraguayern ergriffen 185
Geh zu den Mennoniten! 190
Als uns die Hunde fraßen 192
Er trägt Krankheit mit sich 196
Als Krankheit auf uns fiel 198
Wir kehrten nicht mehr in unsere Heimat zurück 203
Wer hat ihm dieses Land gezeigt? 212
„Nein, hier nicht!“, sagten sie 219
Der Anführer der Ziegen 222
Konflikte 225
Das letzte Fest 229
Schnur 233
Rehe 237
Versteck dich unter dem Kafir-Stroh! 239
Sie sind ganz weiß 242
Warum ich meine Heimat verließ 246
Wir gewöhnten uns daran 251
Wanderbewegungen 257
Der Weg nach Ya’alve-Saanga 259
Die lange Reise 261
„Ja gut“, sagten wir 265
Wann ziehst du her? 269
Dritter Teil: Das Aufeinandertreffen von Enlhet und Mennoniten 275
Die alte Füchsin 279
Ist es zu wenig Essen? 283
Die Heuschrecken 287
Kleider 290
Wir müssen unsere Art aufgeben 293
Gottesdienst 297
Und dann war es noch mal anders 301
Lauft weg, der Kinderzähler kommt! 307
Bevor die Mission kam 313
Als ich gezähmt wurde 319
In Ya’alve-Saanga soll die Mission sein 321
Die Reise nach Ya’alve-Saanga 325
Als die Bäume miteinander stritten 327
Die erste Taufe 329
Der Anfang auf Ya’alve-Saanga 334
Du wirst Samstag Nacht heiraten 339
Die erste Kirche 343
Er war uns wohlgesonnen 345
Aus Ya’alve-Saanga 349
Vierter Teil: Begegnungen, Beobachtungen und Beurteilungen 355
Warum hast du bloß deine Schwäger getötet? 359
Der Stein 362
Onkel und das Reh 367
Großvater beschützte mich 369
Pa’i Fariña 376
Wie wir ins Leben wuchsen 387
Das Leben geht weiter 399
Das war sicher ein gutes Ereignis für mich 410
Hunger 414
Der Busch war unser Supermarkt 421
Sie wurden uns zu Müll gemacht 432
Das Zusammenleben wurde schwierig 444
Sie haben uns hier vorgefunden 455
Schlusswort 459
Nachtrag: Kontexte 467
Die Erzähler und ihre Berichte 471
Der Weg zum Text 475
Zu den Lesern und möglichen Reaktionen 478
Das soziale und das naturgegebene Umfeld 490
Endnoten 499
Karten 575
Im Text erwähnte Enlhet-Orte 577
Stellungen des paraguayischen und des bolivianischen Heeres Anfang 1932 579
Mennonitische Ländereien und comunidades indígenas 583
Abholzung im Enlhet-Land 585
Verzeichnisse 587
Verzeichnis der Erzähler 589
Verzeichnis der Enlhet-Wörter 591
Quellenangaben 621
Bibliographie 627